Die tragenden Elemente unserer Körperwelt sind längst nicht mehr der freien Wildnis ausgesetzt, sondern stecken den lieben langen Tag wohlbehalten in Söckchen und Schühchen (wenigstens beim Duschen kriegen sie regelmäßig Wasser und Seife ab). Die grundlegende Frage sollte also erst einmal lauten: Wozu eigentlich eine professionelle Pflege?
Wenn wir nun einmal gen Fußboden blicken, etwa während wir offene Schühchen für den Sommer kaufen, dann erwarten wir in erster Linie nur das eine von unseren Füßen: Sie sollen hübsch aussehen. Das bedeutet: Keine hässliche Hornhaut! Glatte, wohlgeformte Nägel! Vielleicht sogar mit etwas Farbe?!
Manch einer entdeckt dagegen bei näherer Betrachtung womöglich Schrunden, Hühneraugen, Entzündungen, leichte Verwachsungen oder gar Warzen! Dies wären gute Gründe, die medizinische Fußpflege in Anspruch zu nehmen. Was soll es also sein? Kosmetik oder Heilung? Schönheit oder Gesundheit?
Kosmetische Fußpflege
Was wird bei einer kosmetischen Pflege der Füße alles gemacht?
„Kosmetische Fußpflege“ meint eigentlich nichts anderes als eine klassische Pediküre. Sie wird gerne in Verbindung mit der Maniküre („kosmetische Handpflege“) genannt und besteht in ihren Grundzügen aus drei Teilen:
- Reinigen
- Kürzen
- Dekorieren
Gereinigt wird mittels eines Fußbades, das gleichzeitig überschüssige Hornschichten aufweicht. Diese können im Anschluss mit einer Rubbelcreme – gerne auch Peeling genannt – abgeschmirgelt werden.
Welche Produkte und Instrumente werden zur Fußpflege verwendet
Bei einer Pediküre werden lediglich reinigende, kosmetische Pflegemittel angewandt, die frei verkäuflich und ohne medizinischen Wirkstoff sind.
Selbiges gilt für die Instrumente, die der Kosmetiker benutzt. Unsere Tipps zum Thema Fußbäder selber machen findet ihr hier!
Im Prinzip erwartet dich im Studio nichts, was du nicht auch mit dem entsprechendem Zubehör zu Hause auf dem Sofa selbst erledigen könntest.
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Das Schmirgeln per Creme ist besonders sanft und unkompliziert. Verletzungen sind nahezu ausgeschlossen!
Zur Bearbeitung der Zehennägel gehört das sanfte Zurückschieben des Nagelhäutchens sowie das Schleifen und Polieren der Nagelplatte (Letzteres nur als Zusatzleistung und nur bei ausreichender Qualifikation des Kosmetikers, versteht sich). Ebenfalls als Zusatzleistung bei entsprechender Qualifikation zählt die dauerhafte Modellage der Naturnägel mit Hilfe der Gel- oder Acryltechnik.
Wer kümmert sich um dich??
Hier wird es spannend. Der Begriff „Fußpfleger“ ist frei, die Tätigkeit erfordert lediglich einen Gang zum Gewerbeamt. Weil man dort gewisse Qualifikationen vorweisen muss, wird der eine oder andere Lehrgang schon Grundvoraussetzung für den Erhalt eines Scheins sein. Eine eigenständige Ausbildung zum kosmetischen Fußpfleger gibt es jedoch nicht.
Es gibt eine ganze Flut von Weiterbildungsmöglichkeiten. Darunter fallen „Fußpfleger im medizinischen Sinne“ oder gar „Chiropodisten“. Staatlich geprüft wird davon nichts. Auch die Handwerkskammer kennt diese Berufsbezeichnungen nicht.
Wenn ihr mehr zu dem Thema Ausbildung und Qualifikation erfahren wollt, dann haben wir hier für euch einen umfassenden Artikel zusammengestellt.
Wie umfangreich ist das Beratungsangebot?
Das wiederum hängt ganz stark von der Qualität des Dienstleisters ab. Fachgerechte Pediküre ist ein Teilbereich der Kosmetikausbildung. Man kann aber auch viel in Tageslehrgängen aufschnappen und als mobiler Fußpfleger Karriere machen.
Welche Vorschriften gibt es?
Die Hygienevorschriften für kosmetische Fußpfleger unterliegen nicht der ständigen Kontrolle durch das Gesundheitsamt. Zwar gibt es, wie auch für Friseursalons und Kosmetikstudios, allgemeine Richtlinien und Empfehlungen, aber überprüft werden diese nur auf der Grundlage von Hinweisen oder Beschwerden, da sich die gesetzlichen Hygienebestimmungen ausschließlich auf Heilberufe beziehen.
- Benutzt der Fußpfleger Handschuhe?
- Sehen die Instrumente sauber aus, werden sie ordentlich aufbewahrt?
- Verfügt das Etablissement über ein geeignetes Mobiliar oder wirkt doch alles eher provisorisch?
In einem guten Studio werden alle benutzten Geräte nach jeder Kundenbehandlung gründlich desinfiziert. In einem vorbildlichen wird vorsichtshalber sterilisiert. Kosmetische Fußpflege ist zwar nur für den gesunden Fuß gedacht, aber letztlich wissen nicht alle Kunden genau, ob sie einen Pilzbefall mit sich herumtragen. Im Bestfall erkennt das der Fußpfleger und verweist den Kunden an einen geeigneten Ansprechpartner.
Was kostet die kosmetische Fußpflege?
Grob geschätzt (!) pro Termin zwischen EUR 15,- und EUR 65,-, je nach Art und Aufwand der Behandlung. Reinigen, Kürzen und Schmirgeln gehören zur Grundausstattung, Schleifen und Fräsen ist im nächstgrößeren Paket enthalten. Lackieren, Modellage und Nail-Art kostet extra. Bitte vorher genau erkundigen, dann gibt es am Ende keine bösen Überraschungen!
Wann solltest du eine kosmetische Fußpflege in Anspruch nehmen?
- Wenn du deine Füße verschönern willst und die Zeit oder den Aufwand scheust, es selbst zu machen
- Wenn du dir ein bisschen Wellness verdient hast und Entspannung suchst
- Wenn du keine weiteren Probleme an den Füßen oder chronische Krankheiten hast!
Medizinische Fußpflege
Grundsätzlich meint „medizinische Fußpflege“ eine gesundheitserhaltende oder krankheitskurierende Untersuchung bzw. Behandlung, nach medizinisch relevanten Gesichtspunkten.
Tatsächlich jedoch ist die Bezeichnung der Tätigkeit nicht geschützt! Deshalb kann jeder Betreiber eines gewerblich registrierten Kosmetikstudios und jeder mobile Fußpfleger mit „medizinischer Fußpflege“ werben.
Bitte nicht verwechseln: Die Berufsbezeichnung „Medizinische Fußpflegerin“ oder „Podologe“ ist sehr wohl geschützt! Siehe hierzu auch das Podologengesetzt § 9. „Nur mit einer behördlicher Erlaubnisurkunde zur Führung der Berufsbezeichnung darf sich eine als Podologe praktizierende Person auch tatsächlich so nennen.“ Wer trotzdem die Berufsbezeichnung führt, handelt also gegen das Gesetz und kann mit einer Geldbuße (Ordnungswidrigkeit) von bis zu € 2.500,- belangt werde!
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Was wird bei einer medizinischen Fußpflege gemacht?
Ein besonderer Aspekt der medizinischen Fußpflege betrifft chronische Krankheitsbilder, die sich ganz erheblich auf die Fußgesundheit auswirken.
- Diabetiker
- Rheumatiker
- Menschen mit Durchblutungsstörungen
wenden sich in regelmäßigen Abständen an medizinische Fußpfleger.
Das Entstehen von Krankheiten soll durch medizinische Maßnahmen verhindert oder zumindest hinausgezögert werden. Dazu gehört zum Beispiel im Fall des diabetischen Fußes oder des Raucherbeins das Abtasten des Fußpulses und die Prüfung der Tiefensensibilität mithilfe einer Stimmgabel – also das Erkennen einer beginnenden Arteriosklerose oder Polyneuropathie.
Ist das jeweilige Krankheitsbild schon so weit vorangeschritten, dass es sich nicht mehr vollständig heilen lässt, versucht die medizinische Fußpflege immerhin ein weiteres Fortschreiten der Krankheit zu verhindern. Unterstützend werden:
- Entzündungen
- Pilzbefall
- Schwielenbildung
bekämpft (ggfs. in Absprache mit dem Facharzt). Auch korrigierende Maßnahmen wie das Einsetzen einer künstlichen Nagelplatte nach Verlust des Naturnagels gehören ebenso ins Programm eines medizinischen Fußpflegers.
Bekannte Vorerkrankungen
Sind Krankheitsbilder bekannt, werden die Symptome nach Möglichkeit gelindert. Im Gegensatz zu lehrgangszertfizierten Fußpflegern dürfen medizinische Fußpfleger teilweise schneidende Instrumente benutzen. Dornwarzen, Hühneraugen und eingewachsene Zehennägel werden so gründlich und rückstandslos entfernt bzw. korrigiert.
Welche Instrumente und Produkte werden genutzt?
Das Instrumentarium eines medizinischen Fußpflegers umfasst neben verschiedenen Scheren, Feilen, Zangen, elektrisch betriebenen Fräsern und Schleifern auch ein Skalpell zur Entfernung von tiefer sitzenden Schäden sowie ein Gerät zur sicheren Sterilisation. Neben hochwertigen Pflegecremes findest du hier auch spezielle apothekenpflichtige Mittel, etwa zur Behandlung von Entzündungen oder Pilzerkrankungen
Wer kümmert sich um dich?
Medizinische Fußpfleger heißen korrekt Podologen und sind Spezialisten auf dem Gebiet der Fußgesundheit. Sie arbeiten eng mit Dermatologen, Orthopäden oder auch Diabetologen zusammen. Die Berufsbezeichnung „Podologe“ ist im Gegensatz zur Tätigkeitsbeschreibung „medizinische Fußpflege“ gesetzlich geschützt (s.o.) und verlangt nach einer zwei bis drei Jahre dauernden Vollzeitausbildung mit staatlichem Abschluss
Wie umfangreich ist das Beratungsangebot?
Während ihrer Ausbildung befassen sich Podologen ausgiebig mit der Anatomie und Physiologie des Fußes im Einklang mit dem restlichen Körper und der Umwelt. Angefangen bei der richtigen Ernährung bis hin zu den Vor- und Nachteilen bestimmter Fußbekleidungen in Sachen Schweißentwicklung, Druckstellenentlastung und Hygiene.
Insofern kannst du deinen Podologen ausfragen, was das Zeug hält. Sollte eine Frage zu speziell sein, wird er dich an einen passenden Facharzt verweisen können.
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Wie viel kostet die medizinische Fußpflege?
Unter bestimmten Voraussetzungen – gar nichts. Bei entsprechender Indikation übernimmt die Krankenkasse die Kosten. Dies gilt insbesondere für Diabetiker & Co., aber auch bei einschlägigen Behandlungen, wenn diese vom entsprechenden Arzt (z.B. Hausarzt, Diabetologen, Orthopäden, etc.) verordnet werden. Informiere dich in jedem Fall zunächst unbedingt im Vorfeld bei deinem Arzt, deiner Krankenkasse und bei der Praxis über eine mögliche Kostenübernahme.
Hier eine Ergänzung von Frau Fichtmeier-Koop – Inhaberin von „FF Podologie“ aus München:
„Ich möchte gerne darauf aufmerksam machen, daß der Arzt ausschließlich Diabetikern die podologische Komplexbehandlung „verschreiben“ darf, die Kasse zahlt sonst nicht! Außerdem möchte ich noch erwähnen, daß auch Jugendliche sehr häufig unter eingewachsenen Nägeln leiden, die Eltern aber eher zu einem Chirurgen gehen als zu uns.
Bei diesem erwartet sie meist ein operativer Eingriff, der sehr schmerzhaft ist und wochenlang mit Wundheilung zu tun haben. In der Podologie wird die Nagelecke zügig entfernt und mit einer Nagelspange versehen. Diese Nagelspangenbehandlung ist absolut schmerzfrei und der Nagel wird wieder in seine natürliche Form gebracht. Diese Behandlung gilt natürlich für alle Schmerzgeplagten von eingewachsenen Nägeln“
Frau Fichtmeier-Kopp. Inhaberin von FF Podologie aus München
Grundsätzlich gilt: Nur staatlich geprüfte Podologen dürfen mit der Kasse abrechnen
Wenn du ohne ärztliche Absprache zur Prävention gehen möchtest, muss du mit ähnlichen Kosten wie bei der kosmetischen Behandlung rechnen. Eine erste Untersuchung kostet dich ca. 15-20€, Zusatzbehandlungen kosten wie immer extra.
Wann solltest du eine medizinische Fußpflege in Anspruch nehmen?
Wenn du beim Betrachten deiner Füße:
- Verfärbungen am Nagel
- Rötungen der Haut
- komische Flecken
- schmerzhafte Stellen entdeckst
oder
- dein Arzt eine podologische Behandlung verordnet
- du unter einer chronischen Krankheit leidest
Dann wird es Zeit, dass du einen Termin beim Podologen deines Vertrauens vereinbarst.
Zusammenfassung
Medizin und Kosmetik – eigentlich zwei grundverschiedene Angelegenheiten. Praktisch jedoch durch irreführende Werbung und unübersichtliche Lehrgangsqualifikationen zwei Angelegenheiten mit fließenden Übergängen.
Die Handelskammer Hamburg unterteilt die Bereiche der Fußpflege wie folgt:
„Kosmetische Fußpflege ist die Ausübung der pflegerischen, dekorativen und prophylaktischen Maßnahmen am gesunden Fuß. Medizinische Fußpflege (Podologie) ist die präventive, therapeutische und rehabitative Behandlung am gesunden, von Schädigungen bedrohten und bereits geschädigten Fuß“
Handelskammer Hamburg
Grundsätzlich wählst du eine kosmetische Fußpflege, wenn du deinen gesunden Füßen etwas Wellness zukommen und sie optisch verschönern lassen möchtest. Im Prinzip fällt all das, was ein kosmetischer Fußpfleger macht, in den Bereich, den du auch selbst mit entsprechenden Materialien zu Hause erledigen kannst.
Infos zum Thema Nagelstudio für zuhause findest du hier
Zur medizinischen Fußpflege gehst du zwecks Prävention oder aufgrund entsprechender Indikation. Es empfiehlt sich auf jeden Fall, regelmäßig einen Podologen aufzusuchen. Bei der medizinischen Fußpflege übernimmt die Krankenkasse die Rechnung, wenn ein Arzt die Behandlung im Vorfeld angeordnet hat. Besondere Vorsicht ist bei der medizinischen Fußpflege geboten, wenn sie nicht von einem medizinischen Fußpfleger bzw. Podologen ausgeübt wird.
Ein seriöser Dienstleister weiß um die Fehler und Schliche im System und wird dir gerne und ausführlich Auskunft über die eigenen Qualifikationen geben.