Nagelbettentzündung: Symptome und warum du besser zum Arzt gehst!

Zunächst einmal ist der Begriff einer Nagelbettentzündung etwas irreführend, in vielen Fällen sogar schlichtweg falsch. Das Nagelbett befindet sich direkt unter der Nagelplatte, von der es beim gesunden Nagel hervorragend gegen äußere Einflüsse geschützt wird. An drei Seiten wird es zusätzlich vom Nagelfalz eingefasst, der sich über den empfindlichen Bereich zwischen Platte und Bett wölbt.

Am freien Nagelrand haftet das Nagelbett durch das Onychodermalband besonders fest an der Nagelplatte. Das Hyponychium (das kleine Häutchen zwischen freiem Nagelrand und Fingerkuppe) tut sein Übriges, um Erreger fernzuhalten.

Anatomie des Nagels – Accountalive CC BY-SA 3.0

Der einzige Weg, sich eine isolierte Entzündung des Nagelbetts zuzuziehen, führt über eine äußere Verletzung, die direkt ins Nagelbett trifft. Beispielsweise, indem du dir einen spitzen Gegenstand vom freien Nagelrand her, an der Haut vorbei, einrammst. Das kommt jedoch vergleichsweise selten vor.

Nagelfalzentzündung und Nagelbettentzündung

Weit häufiger als die Nagelbettentzündung, ist eine Nagelfalzentzündung. Sie macht sogar etwa 30 % aller Infektionen an Hand, bzw. Finger oder am Fuß aus.

Derartige Entzündungen des Nagelorgans werden auch als Onychie bezeichnet. Eine Entzündung ist grundlegend durch fünf Kriterien gekennzeichnet:

  1. Rötung
  2. Schwellung
  3. Wärme
  4. Schmerz
  5. Funktionsstörung

Die Paronychie

Eine Paronychie ist schon eine etwas genauere Definition und meint eine (eitrige) Entzündung am seitlichen oder hinteren Nagelfalz. Diese kann schnell zu einer Beteiligung des Nagelbettes führen und als solches Wachstumsstörungen, Struktur- und Farbänderungen der Nagelplatte oder auch ein Abheben derselben vom Nagelbett verursachen.

Akute Paronychie​

Einer akuten Paronychie liegt häufig ein Bakterienbefall, seltener eine Pilzinfektion zugrunde. Für gewöhnlich ist daher meistens nur ein Finger betroffen. Von den oben genannten Entzündungskriterien müssen nicht alle in Erscheinung treten. Häufig wird wegen der vergleichsweise dicken Hornschicht des Nagelfalzes nur eine den Nagel umlaufende Beule sichtbar.

Chronische Paronychie​

Eine chronische Paronychie ist im Gegensatz dazu weit weniger schmerzhaft und kaum eitrig. Weil das entzündete Gewebe um den Nagel herum jedoch nie wirklich zur Ruhe kommt, bleibt die nötige Schutzfunktion löchrig und weitere Komplikationen drohen.

Das Panaritium

Das Panaritium schließlich kann als Sammelbegriff für eitrige Infektionen an Fingern oder Zehen verwendet werden. Darunter fallen demnach auch die akute und die chronische Paronychie, sofern sie eitrige Auswürfe produzieren. Das wiederum hängt in erster Linie vom Erregertyp ab.

Viele Bakterien, darunter Staphylococcus aureus führen zu eitrigen Entzündungsreaktionen des Immunsystems. Infektionen mit Pseudomonas aeruginosa, oder „Greenies“, eitern dagegen für gewöhnlich nicht. Pilzinfektionen führen meist auch nicht zu Eiterbildung, es sei denn es handelt sich beim Erreger um sogenannte Hefen, dann eitert die Entzündung gegebenenfalls doch.

Tiefes Panaritium​

Ein tiefes Panaritium ist schließlich die Konsequenz aller genannten Entzündungsreaktionen, sofern diese unbehandelt bleiben und der Erreger seine Zerstörungsarbeit in tiefere Gewebeschichten verlegt, wo in der Folge Sehnenscheidenentzündungen oder Knochenentzündungen entstehen können.

Wie entsteht eine Entzündung am Nagelbett? 

Eine Entzündung am Nagelbett entsteht wie oben beschrieben meistens als Folge einer Nagelfalzentzündung. Diese wird häufig durch bakterielle Besiedlung oder Pilzinfektionen hervorgerufen, die wiederum auf eine Verletzung der Hautstruktur zurückgeht. Schon kleinste Risse könnten für die Haut ein Problem verursachen und stellen für Mikroben eine einladende Pforte dar.

Zu den häufigsten Auslösern zählen:

  • Aggressive Nagelpflege
  • Austrocknungserscheinungen 
  • eingewachsene Nägel

Daneben können Durchblutungsstörungen oder Nagelbeißen vor allem zu chronischen Nagelbettentzündungen an mehreren Nägeln zugleich führen.

Neurodermitis-Patienten leiden besonders häufig unter einer Besiedlung mit Staphylokokken. Diese gehören natürlicherweise zur Mikrobenvielfalt auf der menschlichen Haut und entwickeln nur unter für sie günstigen Verhältnissen eine Überpopulation, die für den Menschen unangenehm oder gar gefährlich werden kann. Vom atopischen Ekzem betroffene Nägel werden auch Ekzem-Nägel genannt.

Wie kann ich einer Nagelbettentzündung vorbeugen?

Halte die Schutzfunktion deiner Haut aufrecht

Schiebe das Nagelhäutchen bei der Maniküre und Pediküre nur sehr sachte und nur teilweise mit einem Holzstäbchen zurück. Scharfkantiges Werkzeug und grobe Manipulation können zu Mikroverletzungen führen, durch die Erreger ein leichtes Spiel haben.

Finde die richtigen Schuhe

Enge, spitz zulaufende Schuhe wirken sich ungünstig auf das Wachstum des Großzehennagels aus und fördern ein Einwachsen in den seitlichen Nagelfalz. Achte deshalb darauf, deinen Zehen genügend Freiraum zu lassen.

Kürze die Nägel auf das korrekte Maß

Bei zu langen Nägeln können sich vermehrt Schmutzablagerungen unter der Nagelplatte ansammeln. Bei zu kurzem Schneiden des Nagels, wird das Nagelbett dagegen unter Umständen nicht mehr vollständig bedeckt und ist somit anfälliger für Infektionen. Besonders wichtig ist das richtige Kürzen der Zehennägel: Die Nagelplatte sollte die Nagelrinne an beiden Seiten voll ausfüllen und danach mit einer leichten Rundung abschließen.

Schütze deine Nägel aktiv

Handschuhe können beim Hausputz eine Austrocknung durch Chemikalien verhindern und verringern bei der Gartenarbeit das Risiko einer Bagatellverletzungen mit gleichzeitiger bakterieller Invasion.

Im Schwimmbad, in der Sauna, in öffentlichen Umkleidekabinen und auf dem Hotelzimmerteppich empfiehlt sich das Tragen von Schuhen, um die Füße von Pilzerregern fernzuhalten.

Achte auf Hygiene

Ein kleines Fläschchen Hand-Desinfektion nimmt nicht viel Platz in der Handtasche weg und kann dich trotzdem vor vielen Erregern schützen. Interessanterweise musst du nicht mal auf eine öffentliche Toilette gehen, um ganze Scharen davon aufzulesen.

Auch der Griff des Einkaufswagens oder die Tasten am Geldautomaten beherbergen eine Vielzahl unterschiedlicher Keime und Erreger. Wer es genau wissen will, kann sich dieses Video zum Thema anschauen.

Vorsicht: Desinfektionsmittel bilden eine wunderbare Ergänzung zur täglichen Hygiene. Das bedeutet allerdings nicht, dass du dafür aufs Händewaschen verzichten solltest. Auch solltest du es mit der Desinfektion nicht übertreiben, sonst richtest du am Ende mehr Schaden als Nutzen damit an.

Falls du Verletzungen am und um den Nagel herum entdeckst, desinfiziere sie am besten sofort und lass vorübergehend eine antiseptische Salbe einwirken, bevor aus einer kleinen Wunde ein großes Problem werden kann.

Wie kann ich selber eine Nagelbettentzündung behandeln?

Wenn du bei dir eine Entzündung feststellst und nicht unter einer einschlägigen Grunderkrankung leidest, kannst du mit einfachen antiseptischen Mitteln versuchen, die Heilung herbeizuführen oder zu beschleunigen.

  • Tägliche Hand- oder Fußbäder mit Kernseife oder desinfizierenden Zusätzen aus der Apotheke können deinem Immunsystem helfen, den Erreger abzutöten
  • Jodsalbe kann tief ins Gewebe einziehen und die körpereigenen Abwehrzellen wunderbar unterstützen
  • Ein Pflaster schützt außerdem vor weiterer Keimbesiedlung des ohnehin geschwächten Bereiches

Ruhe bewahren tut jedem Heilungsprozess gut. Zwar muss kein fester Verband um jede kleine Wunde am Nagel, aber auf Klavierspielen oder besonders enge Schuhe solltest du bis zur Abheilung doch lieber verzichten.

Einige homöopathische Mittelchen sind natürliche Entzündungshemmer. Allerdings entwickeln Kamillentee, Basilikum- und Zwiebelwickel oder Salzbäder bei weitem nicht die Wirkungskraft einer medizinischen Behandlung.

Wichtig: Spätestens nach drei Tagen sollte sich eine deutliche Verbesserung der Entzündung eingestellt haben. Wenn das nicht der Fall ist, musst du einen Arzt aufsuchen.

Wie kann ein Arzt diese Entzündung behandeln?

Der erste Weg führt dich zu deinem Hausarzt, der schon sehr viel erreichen kann. Meistens genügen ein fachmännischer Blick und einige Fragen zur Entstehung und zur allgemeinen Gesundheit, um das Krankheitsbild hinreichend abzuklären. 

Gelegentlich kann ein Erregernachweis vonnöten sein, um den Typus zu bestimmen und die passende Behandlung einzuleiten. Bei einem Pilzbefall beispielsweise kannst du so viele Jod-Pflaster aufkleben, wie dein Arzneimittelschrank hergibt – ohne Erfolg. Da muss dann die richtige antimykotische Salbe her.

Bei bakteriellen Infektionen kann dir der Arzt zum Beispiel Antibiotika verschreiben.

Bei immer wiederkehrenden heftigen Entzündungen mit eitrigen Absonderungen kann der Gang zu einem Hautarzt erforderlich sein. Gegebenenfalls muss dort ein chirurgischer Eingriff unter örtlicher Betäubung durchgeführt werden, bei dem beispielsweise ein tief sitzender Eitersee ausgeräumt oder ein ständig erneut einwachsender Nagel per Keilexzision verschmälert werden muss.

Dabei muss aber nicht zwangsläufig gleich der Nagel gezogen werden. Die heutigen Behandlungsmethoden erlauben minimalinvasive Eingriffe, bei denen häufig nur über ein kleines Loch in der Nagelplatte ein Zugang zum darunter liegenden vereiterten Nagelbett gelegt wird.

Eine systemische Behandlung über Tabletten ist bei einer Entzündung des Nagelbettes normalerweise nicht notwendig – außer wenn die Entzündung bereits sehr weit fortgeschritten ist, der Erreger bereits auf weitere Haut- oder Nagelpartien übergegriffen hat oder eine entsprechende Grunderkrankung vorliegt. Wie lange die Behandlung letztendlich dauert, ist vom Erregertyp abhängig. Manche Infektionen müssen auswachsen.

Im Fall eines Pilzbefalls am Großzehennagel kann ein Jahr vergehen, bis die Heilung vollständig abgeschlossen ist. Bei einem vergleichsweise „harmlosen“ Bakterienbefall am Zeigefinger, der sofort entdeckt und buchstäblich im Keim erstickt wird, können dagegen wenige Behandlungstage schon ausreichen.