Gerade hast du einen neuen Lieblingslack erstanden und willst ihn nur schnell am kleinen Finger testen, bevor du später in Ruhe ein neues Design aufträgst – und dann das: ein Tröpfchen Nagellack löst sich unversehens vom Pinsel und landet zielsicher auf deinem Lieblingsshirt. Jetzt ist schnelles Handeln gefragt!
Warum geht Nagellack so schlecht raus?
Nagellack hält deshalb so gut auf deinen Fingernägeln, weil nach vollständiger Trocknung ein festes Polymergefüge aus der vormals flüssigen Masse entstanden ist. Dieses ist sogar so stabil, dass problemlos kleine Schmucksteinchen darin halten, ohne extra angeklebt zu werden. Da allerdings die Festigkeit des Lackes nichts mit dem Fingernagel darunter zu tun hat, härtet der Lack ebenso gut aus, wenn er auf einem Stück Stoff landet. Eingebunden werden statt Schmucksteinchen und Co dann eben Gewebefäden.
Deshalb solltest du nie versuchen, trockenen Nagellack von einem Kleidungsstück abzuziehen oder herunterzukratzen! Das kann verheerende Folgen für den Stoff bedeuten, der unschöne Fäden ziehen oder schlicht zerreißen kann.
Wie den Lack am Besten entfernen?
Solange der Nagellack noch nicht fest angetrocknet ist, kannst du mit einem feuchten Tuch zumindest den überschüssigen Anteil abtupfen, der noch nicht ins Gewebe eingedrungen ist.
Wenn der Lack allerdings erst richtig getrocknet ist, hilft nur noch ein Lösemittel, um die feste Struktur des Lacks aufzulösen.
Bei der Wahl der folgenden Behandlung richtest du dich nach der Art des verunreinigten Gewebes. Ist es maschinenwaschbar? Dann bekommst du den Fleck aller Wahrscheinlichkeit mit Reinigern oder Hausmitteln raus. Dagegen kannst ein Kleidungsstück, dass laut Etikett „nur Trockenreinigung“ verträgt, nur in die chemische Reinigung geben und auf deren professionelle Hilfe vertrauen.
Nagellack aus Naturstoffen entfernen
Bei Stoffen aus Naturfasern, dazu zählen vor allem Seide, Leinen, Baumwolle und Jeans, zeigen folgende Reinigungsmittel eine große Wirkung:
- Nagellackentferner (ohne Öl, dafür am besten mit Aceton)
- reines Aceton aus der Drogerie
- Reinigungsalkohol oder Waschbenzin
- allgemeine Fleckentferner
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Tupf-Reinigung
Zuerst solltest du das Reinigungsmittel deiner Wahl an einer unauffälligen Stelle auf seine Gewebeverträglichkeit testen. Wenn du nichts Auffälliges feststellst, kann das „Projekt Fleckentfernung“ beginnen. Gib etwas von dem Reinigungsmittel direkt auf den Nagellackfleck, drehe das Kleidungsstück dann auf links und lege es auf ein Handtuch, ein Küchentuch oder ein ähnlich saugstarkes Stück Stoff.
Jetzt gibst du das Reinigungsmittel auf einen Wattebausch oder ein Küchentuch und tupfst damit von außen nach innen auf den Fleck. Durch stetiges Tupfen werden die Farbpartikel des Nagellacks gelöst und in das zuunterst liegende Handtuch gedrückt.
Wichtig: Nicht reiben, nicht wischen, nicht rubbeln. Nur tupfen! Ansonsten kann es nämlich passieren, dass du die gelösten Farbpartikel nur tiefer ins Gewebe einmassierst und großflächig verteilst.
Wenn du das Gefühl hast, den Lack vollständig aus dem Stoff gelöst zu haben, wasche ihn sorgfältig mit kaltem Wasser aus und halte ihn gegen das Licht – so siehst du eventuelle Farbränder, die nochmal bearbeitet werden müssen. Wiederhole dazu einfach den bisherigen Prozess so lange, bis der Lack vollständig aus der Kleidung gelöst ist.
Zum Schluss musst du dein Kleidungsstück unbedingt mit gewöhnlichem Waschmittel waschen. Dies dient dazu, etwaige Reste des Lösemittels aus der Kleidung zu entfernen, denn diese könnten beim nächsten Tragen zu unangenehmen Hautreizungen führen.
Nagellack aus Kunstfasern entfernen
Auf Kunstfasern, besonders solchen, die Modacryl, Acetat oder Triacetat enthalten, darf KEIN Aceton verwendet werden. Dieses aggressive Lösemittel würde nicht nur das Polymergefüge des Nagellacks, sondern auch gleich das des Gewebes mitauflösen. Das Ergebnis wäre insofern ein Loch, wo früher der Fleck war – aber das zählt ja kaum als ernstzunehmende Lösung.
Glücklicherweise gibt es im Drogeriemarkt spezielle Fleckentferner, die ausdrücklich für Kunstfaserprodukte ausgewiesen sind.
Außerdem gibt es diverse Hausmittel, mit denen du Nagellackunfälle von Kunstfaserprodukten entfernen kannst, wie zum Beispiel:
- Haarspray
- Glasreiniger
- Insektenspray und
- Wasserstoffperoxid
Vorsicht: Wasserstoffperoxid wird auch zum Bleichen verwendet. Probiere erst einmal an einer unauffälligen Stelle, ob die Farbe der Chemie standhält. Tupfe dazu etwas Wasserstoffperoxid mit einem Wattebäuschchen auf eine unauffällige Stelle des zu behandelnden Textils und warte ein paar Minuten ab, ob es sich verfärbt.
Schritt-für-Schritt-Anleitungen: Sprüh-Reinigung
Lege das Kleidungsstück mit dem Fleck nach oben auf eine feste Unterlage
sprühe reichlich Haarspray, Glasreiniger oder Insektenspray auf den Fleck und lasse ihn circa zehn Minuten einweichen
Nimm dir anschließend eine alte, weiche Zahnbürste, besprühe sie ebenfalls mit dem Spray deiner Wahl und bürste den Nagellackfleck einfach aus!
Du kannst diesen Vorgang so oft wiederholen, wie du es für nötig erachtest, aber vergiss nicht, das Kleidungsstück hinterher wie gewohnt zu waschen, um auch die Rückstände vom Spray wieder rauszubekommen.
Ich hoffe das dir einige meiner persönlichen Tipps & Tricks weiterhelfen. Achtung großer Disclaimer: Auch wenn bei mir die oben genannten Methoden geholfen haben, heißt das leider noch lange nicht, dass auch du Erfolg hast. Für zerstörte Kleidungsstücke kann ich daher auch keine Haftung übernehmen… 🙂